Januar 2017 Tätigkeitsbericht der LEV Gymnasien 2015-2017
Tätigkeitsbericht der Landeselternvertretung Gymnasien 2015-2017
Gewählte Vorstandsmitglieder
- Vorsitzende: Nicola-Anna Rödder
- Vorsitzender: Stefan Münkner
- Schriftführer: Stefan Kreis
- Systemadministrator: Olaf Strobel
- Beisitzerin: Maja Dumont
- Beisitzer: Alexander Maul
- Beisitzerin: Anne Kilger
Gegründete Arbeitsgemeinschaften
- AG Leistungsmessung (Arbeit ist abgeschlossen)
- AG Mitbestimmung (Arbeit wird fortgeführt)
- AG Schulranzengewicht (Arbeit wird fortgeführt)
Sitzungen
- 11 Delegiertenversammlungen
- 5 Vorstandssitzungen, fortwährender Austausch
- Mehrere Sitzungen und Austausch der AGs
- Teilnahme der Vorsitzenden an mehreren Sitzungen der GLEV
- Teilnahme der Vorsitzenden an mehreren Sitzungen des Bundeselternrats
Kooperationen/Austausch
Vorstandsmitglieder pflegten den Kontakt zu wichtigen Interessensvertretungen und Experten, z.B.
- Schülervertretung
- Philologenverband
- Verband der Oberstufendirektoren
- Landeselterninitiative „Eltern für Bildung“
- G9-Jetzt!-Saarland
- Experten aus der Bildungspolitik, Didaktik, Fremdsprachenforschung, Psychologie, Sportwissenschaften usw.
Die im Folgenden angesprochenen Pressemitteilungen und Stellungnahmen können auf der Homepage www.lev-gymnasien.de nachgelesen werden.
Aktivitäten
G8/G9
Frau Rödder sah Diskussionsbedarf bei der G8/G9-Frage und wendete sich an Bildungsminister Commerçon. Er gab der Elternvertretung eindeutig zu verstehen, dass die G9 mit ihm nicht verhandelbar sei. Die Delegiertenversammlung beschloss, sich bei der Arbeit bis zu den Neuwahlen im Saarland 2017 auf Qualitätsverbesserungen in den Gymnasien zu konzentrieren, da auch hier etliche Fehlentwicklungen mit verheerenden Auswirkungen gesehen wurden. Bei Anhörungen und Pressemitteilungen wurde die Haltung der LEV Gym stets als „für Qualität, gegen eine überhastete Rückkehr zu G9“ (aber nicht gegen eine Rückkehr zu G9) formuliert. Auch im wiederholten Kontakt mit dem Vorstand der Initiative G9-Jetzt!-Saarland wurden die eingeschränkten politischen Spielräume der LEV Gym erklärt und für eine verteilte und sich ergänzende Zielsetzung der beiden Gruppierungen geworben. Nach der für die G9-Jetzt!-Saarland Initiative erfolgreichen Umfrage unterstellte deren Vorstand in der Presse, die LEV Gym habe bisher nicht im Interesse der Eltern gehandelt. Dies löste angesichts der vergangenen Bemühungen Irritationen im Vorstand aus, der die Kritik scharf zurückwies.
Schulbeginn
Es wurde zum wiederholten Mal öffentlich diskutiert, ob Schule um 8 Uhr oder später anfangen sollte. Ein Meinungsbild wurde unter den Delegierten erhoben. Die Rückmeldungen waren uneinheitlich. Einerseits wurde auf die bessere Leistungsfähigkeit Jugendlicher bei späterem Schulstart hingewiesen, andererseits auf die Restriktionen, die sich durch die Berufstätigkeit der Eltern ergeben können.
Bekanntgabe der Termine (Uhrzeiten) für die mündlichen Abiturprüfungen
Im Saarland finden die mündlichen Abiturprüfungen an ein oder zwei Tagen pro Schule statt. Während die Tage frühzeitig feststehen, erfuhren die Schüler die Uhrzeit ihrer Prüfung bis vor drei Jahren erst am Morgen des ersten Prüfungstages. Lag der Termin dann am späten Vormittag oder am Nachmittag oder sogar erst am Folgetag, hatte das eine unnötig lange Wartezeit zur Folge. Besonders Fahrschülern verbrachten oft viele Stunden wartend in den Schulen. Während Erwachsenen (z.B. an Universitäten oder bei Vorstellungsgesprächen) dieser Stress erspart bleibt, werden Empfehlungen aus der psychologischen Forschung bei Schülern ignoriert. Auf diese Weise leidet die Vergleichbarkeit der Prüfungsbedingungen. Die LEV Gym erreichte vom Bildungsministerium die Zusage, dass die Uhrzeiten mindestens einen Tag im Voraus per Aushang angekündigt werden. Allerdings ist diese Regelung bis zu endgültigen Gesetzesänderung nur vorläufig, weshalb die Schüler immer noch zusätzlich am ersten Prüfungstag morgens den Termin kontrollieren müssen. Auf eine endgültige Regelung innerhalb der nächsten zwei Jahre wird gehofft. Regelmäßige Nachfragen von Seiten der LEV Gymnasien sollten als Erinnerungsstütze folgen.
Mehrsprachigkeit
Das Saarland hat ambitionierte Pläne bez. einer deutsch-französischen Mehrsprachigkeit in der breiten Bevölkerung. Mitglieder des Vorstandes nahmen an Veranstaltungen zur Frankreichstrategie, Treffen im Bildungsministerium und Sitzungen des sogenannten Sprachenrats teil. Die LEV Gym warnte bei diesen Gelegenheiten vor übersteigerten Erwartungen an die Möglichkeiten einer quasi-muttersprachlichen Bildung im Französischen. In einer umfangreichen Stellungnahme plädierte die LEV Gym für qualitativ hochwertigen Fremdsprachenunterricht, ohne wertvolle Ressourcen an zu hoch gesetzte Ziele zu verschwenden.
Sprechprüfung
Eine neue Prüfungsform im Fremdsprachenunterricht wird von der KMK empfohlen und zunehmend in den Bundesländern eingesetzt. Dabei erhalten Kleingruppen zu Prüfungsbeginn ein Gesprächsthema, über das sie sich monologisch und dialogisch austauschen sollen. Zur möglichen Einführung der Sprechprüfungen im Rahmen des Abiturs äußerte sich die LEV Gym kritisch. Der sehr hohe zeitliche Aufwand, die schwierige Messbarkeit und eingeschränkte Vergleichbarkeit der individuellen Leistungen werden als problematisch angesehen.
Hörverstehensprüfung
Über Jahre hinweg wurden im Saarland im Zusammenhang mit der Hörverstehensprüfung im Abitur Beschwerden geäußert. Oft war die Kombination aus gezielt eingesetzten Störgeräuschen und komplexen Themen so anspruchsvoll, dass selbst Lehrkräfte hinter vorgehaltener Hand äußerten, mit den Prüfungen überfordert gewesen zu sein. Den saarländischen Schülern entstand so im bundesweiten Vergleich ein spürbarer Nachteil. Außerdem starteten sie nicht selten mit einem negativen Erlebnis in ihre Abiturprüfungen. Die LEV Gym recherchierte umfassend die Hintergründe des Problems, Veröffentlichungen zu den Bedingungen und Möglichkeiten von Hörverstehensprüfungen, zum gemeinsamen europäischen Referenzrahmen und der Realisierung von Prüfungen an verschiedenen Institutionen und im Ausland. Bei einem Gespräch im Bildungsministerium konnten Frau Rödder und Frau Kilger überzeugend darlegen, dass die Kombination mehrerer Schwierigkeiten innerhalb einer Prüfung das für das Abitur vorgesehene Niveau übersteigt und das Abitur in Zukunft auf einem adäquaten Schwierigkeitsgrad ablaufen sollte.
Lehrpläne Mathematik
Die Oberstufenlehrpläne zum Fach Mathematik wurden geändert. Die Auflistung geschätzter Stundenvolumen für jedes Thema wurden ersetzt durch eine prozentuale Aufteilung verfügbarer Stunden über die gesamte Oberstufe hinweg. Die Vertiefung verschiedener Themen wurde verändert, kleinere Themen gestrichen und ein Wahlpflichtmodul eingeführt, dass von Jahr zu Jahr inhaltlich variieren soll. Dazu erhob die LEV Gym ein kurzes Meinungsbild unter den Gymnasien. Als problematisch wurden die schwierigere Planbarkeit, eine geschätzte Zunahme des Stoffes und eine abnehmende Vergleichbarkeit durch die Wahlmodule genannt. Es fand eine mündliche Diskussion der Probleme mit Bildungsminister Commerçon statt.
Mitbestimmung
Das Bildungsministerium plant eine Überarbeitung der gesetzlichen Grundlagen zur schulischen Mitbestimmung. Vertreter der LEV Gym nahmen an zwei Sitzungen teil, bei denen grundlegende Probleme mit den bestehenden Regelungen und Vorschläge für eine Modernisierung besprochen wurden. Eine Fortsetzung der Arbeiten ist geplant. Im Rahmen einer Arbeitsgruppe wurde eine umfangreiche Stellungnahme vorbereitet.
Streik im öffentlichen Nahverkehr
Im Jahr 2015 streikten die saarländischen Saarbahnen an einem Tag, an dem eine schriftliche Abiturprüfung stattfand. Entsprechend unangenehm waren die Auswirkungen auf saarländische Schüler. Eine Pressemitteilung wurde veröffentlicht. Frau Rödder führte erfolgreich Gespräche mit Vorständen von Verdi und GdL, damit sich die Probleme in den Folgejahren nicht wiederholen.
Neuer Erlass zu Schulfahrten
Der alte Klassenfahrtenerlass wurde vom Bildungsministerium durch einen neuen Schulfahrtenerlass ersetzt. Wenige Wochen vor der Einführung wurde die LEV Gym informiert und zu einer Stellungnahme aufgefordert. Die Ergebnisse der umfangreichen Recherchearbeiten und Analysen sind auf der Homepage nachzulesen. Die LEV Gym äußerte sich zufrieden über die verstärkte Rücksichtnahme auf finanzielle Belastungen der Elternhäuser. In der Stellungnahme wird Kritik geäußert bez. einer zu niedrig angesetzten Kostenobergrenze und zu vielen Einschränkungen bei internationalen Fahrten und Skifreizeiten. Infolge der sich anschließenden öffentlichen Diskussion wurde der Erlass in den wesentlichen kritisierten Punkten abgeändert.
Homepage
Der Auftritt der LEV Gymnasien auf den Seiten der GLEV wurde als veraltet und zu wenig inhaltsreich empfunden. Nach erfolglosen Verhandlungen im Rahmen der GLEV entschloss sich die LEV Gym, eine eigene Homepage zu entwickeln, was Herrn Strobel innerhalb kurzer Zeit gelang. Inzwischen erscheint die www.lev-gymnasien.de weit oben auf den Suchlisten und bietet einen Überblick über die aktuellen Aktivitäten der LEV Gym, allgemeine Informationen und Möglichkeiten zur Vernetzung von Elternvertretern und Eltern.
Schulassistenten
In der Presse wurde über die Notwendigkeit diskutiert, Lehrkräfte durch Schulassistenten zu entlasten, die technische Aufgaben wie die Vorbereitung von Experimenten oder das Anfertigen von Kopien übernehmen sollten. In einer Pressemitteilung ergänzte die LEV Gym, zusätzliche Lernbegleiter sollten Lehrkräften zur Seite gestellt werden, um eine Chance zu haben, individuelle Förderung und Inklusion umsetzen zu können.
GOS (Gymnasiale Oberstufe Saarland)
Die Auswahl an E-Kursen im Saarland ist momentan eingeschränkt auf die Fächer Deutsch, Mathematik und Fremdsprache. Damit haben wir eines der unflexibelsten Oberstufensysteme Deutschlands. Die LEV Gym sieht darin Nachteile für saarländische Abiturienten im bundesweiten Vergleich und dem Wettbewerb um Studienplätze, da im Saarland weniger nach Neigung (und Leistungsfähigkeit) gewählt werden kann. Durch den Verzicht auf E-Kurse in Naturwissenschaften und Gesellschaftswissenschaften können die Voraussetzungen für entsprechende Studiengänge verschlechtert sein. In einer Pressemitteilung wies die LEV Gym auf die Missstände hin. Konkrete Gespräche von Vorstandsmitgliedern mit Bildungsminister Commerçon, der Landesschülervertretung, mehreren politischen Parteien, der GEW, den Philologen und Oberstudiendirektoren führten letztlich zu einem ersten Erfolg. Der Bildungsminister machte öffentlich die Zusage, E-Kurse in Naturwissenschaften und Gesellschaftswissenschaften wiedereinzuführen. Bis zur endgültigen Umsetzung sollte der Anspruch der LEV Gym immer wieder nachdrücklich formuliert werden.
Studium/Ausbildung
Frau Rödder besuchte die Messe „Abi, was dann?“ und traf sich mit dem Präsidenten der saarländischen Handwerkskammer, um sich über die Schnittstelle Abitur-Ausbildung/Universität und sichtbare Probleme zu informieren.
In der Presse häuften sich Beschwerden über ein zu einfaches Abitur und mangelhafte Studierfähigkeit der heutigen Abiturienten. In mehreren Pressemitteilungen wandte sich die LEV Gym gegen den Mythos „Abi light“ und relativierte die Probleme. Eine Vergleichbarkeit aktueller Noten und Leistungen mit denen vergangener Jahre ist schwer möglich, da es kaum objektive Standards gibt. Der Zuwachs an freiwilliger Nachhilfe auch für gute Schüler und die allgemeine Zunahme an Abiturienten kann die Zunahme sehr guter Noten teilweise erklären. Die LEV Gym betonte, dass die Universitäten endlich ihre Selbstverpflichtung wahrmachen sollte, klare Kriterien für Studienanfänger zu formulieren.
Dyskalkulie
Der Philologenverband lud ein zu einer Fortbildung zum Thema „Dyskalkulie“. Der Umgang mit Dyskalkulie an Gymnasien ist im Saarland nicht klar geregelt; es besteht hoher Diskussions- und Informationsbedarf. Mitglieder des Vorstands der LEV Gym nahmen an der Fortbildung teil, die auch allgemeine Fragen der Inklusion auf interessante Weise beleuchtete.
Neue Medien
Das Bildungsministerium rief auf zur Beteiligung an einem Handlungsplan zum Umgang mit neuen Medien an saarländischen Schulen. Mitglieder des Vorstandes nahmen an einer Veranstaltung des Bildungsministeriums teil. Die LEV Gym erarbeitete eine umfangreiche Stellungnahme zum Thema Medienbildung und Digitalisierung an saarländischen Gymnasien.
Leistungsmessung
Die LEV Gym gründete eine Arbeitsgemeinschaft zum Thema „Leistungsmessung“. Die Eltern sahen großen Verbesserungsbedarf bei der aktuellen Notengebung, insbesondere der Mitarbeitsnote, Noten in körperbetonten und musischen Fächern, Zeugnisnoten und der Transparenz bei der Notengebung. Es wurde eine umfangreiche Stellungnahme entwickelt mit Vorschlägen für eine modernere Leistungsmessung.
Gleichzeitig mit der Fertigstellung dieser Stellungnahme kündigte das Bildungsministerium einen neuen Erlass zur Leistungsmessung an. In den wenigen verfügbaren Wochen analysierte der Vorstand die konkreten Unterschiede zwischen altem und neuem Erlass (siehe Homepage). Die Elternvertreter fertigten eine zweite Stellungnahme an, in der der neue Erlass im Detail kritisiert und Teile der ersten Stellungnahme aufgegriffen wurden. Mitglieder des Vorstandes führten mehrere Gespräche mit Vertretern von Lehrerverbänden und des Bildungsministeriums. Mehrere kleine, aber zentrale Verbesserungen wurden von Seiten des Bildungsministeriums zügig in den Erlassentwurf eingearbeitet. Bezüglich der tiefergehenden Kritikpunkte gelang es Frau Rödder, einen Aufschub auszuhandeln. Weitere schulformbezogene Gespräche sind in Aussicht gestellt.
Gewalt in der Schule
Bei komplizierten oder langanhaltenden Formen von Gewalt an Schulen suchen Eltern manchmal nach zusätzlicher Hilfe außerhalb der Schule ihres Kindes. Hier fehlt im Saarland ein zentrales und professionelles Angebot, wie die LEV Gym in einer Pressemitteilung anmahnte. Da der Leidensdruck oft extrem hoch ist, hat die LEV Gym in einem ersten Schritt einige Sonderseiten der Homepage entworfen, in der der aktuelle Stand der Forschung zum Thema Mobbing aufgearbeitet ist. Hilfreich dabei war die Teilnahme eines Vorstandsmitglieds an einer Elternfortbildung des LPM. Das Einwirken auf das Bildungsministerium wird fortgesetzt.
Brandschutz
Feste an saarländischen Schulen sind wegen der hohen Auflagen bez. des Brandschutzes nur noch sehr eingeschränkt möglich. Die Hintergründe wurden recherchiert. Ein Mitglied der LEV Gym, der gleichzeitig Brandschutzexperte ist, erklärte die Sachlage.