Wo ist der rote Faden in der Digitalisierung der Schulen?

Die mediale Schulbuchausleihe empfinden viele Eltern nicht mehr als Wahloption, sondern als unterschwelligen Teilnahmezwang. Doch selbst wenn es gelänge, alle Bücher digital verfügbar zu haben, wird durch die Verzögerung des Glasfaserausbaus ein Arbeiten mit den Geräten, welcher auch einen Mehrwert für die Schülerinnen und Schüler haben soll, an vielen Schulen im nächsten Schuljahr eher unwahrscheinlich. Denn der angekündigte Anschluss der Schulen ans schnelle Internet läuft nicht nach Plan. Nicht einmal die Hälfte der Schulen soll bis Ende Juni 2023 angebunden sein.
„Hier, wie auch bei vielen anderen Punkten der Digitalisierung, war deutlich mehr in Aussicht gestellt worden“ so Oltmanns, Vorsitzende der LEV-Gymnasien.
Der geordnete Austausch über die ersten Erfahrungen im Umgang mit den eingeführten Tablets, um diese in Best Practice Lösungen für Schulen zu implementieren, fehlt gänzlich. Hier ist definitiv das Ministerium in der Koordinations- und Kommunikationspflicht. Ungeklärt ist weiterhin, wie es mit der Versicherung der Geräte weitergeht. Im Schadenfall ist weiterhin die private Haftpflicht- oder Hausratversicherung die einzige Möglichkeit, einen drohenden Schadenersatz abzufedern. Eine kostenneutrale Lösung mit ausreichend Sicherheit ist hier zwingend durch die Politik zu schaffen.
Mit der Ausleihe der Tablets verbunden ist die wiederholte Anforderung der LEV-Gymnasien nach einem wirksamen Jugendschutz auf den Geräten. Dieser sollte sich dringend nach dem Alter der Kinder richten. Es ist unzureichend, nur das Schul-WLAN entsprechend zu konfigurieren. Sobald die Geräte außerhalb der Schulen genutzt werden, sollte der Jugendschutz nicht versagen. Die Verantwortung für Schulträger oder Ministerium endet nicht am Schultor, denn sie geben diese Geräte als Arbeitsmittel an die Schülerinnen und Schüler aus.
Zusätzlich braucht es dringend Elternschulungen und einen Leitfaden für Schüler und Eltern zur Nutzung der Geräte. Wie werden beispielsweise Schülerdaten langfristig gesichert? Wohin wende ich mich bei technischen Problemen? Wer ist bei der digitalen Medienausleihe wofür zuständig? Sorgen bereiten zunehmend Cybermobbing oder Mediensucht, die nicht erst seit der Pandemie deutlich zugenommen haben. „Medienkompetenz muss ab Klassenstufe 1 ein Teil des Unterrichts sein“, so Roman Quirin, stellvertretender Vorsitzender der LEV-Gymnasien. „Kinder und Eltern müssen auch über die Schulen sensibilisiert werden, mit den neuen Endgeräten verantwortungsbewusst umzugehen“.
Der rote Faden in der Digitalisierung der Schulen droht zunehmend zu verheddern. Deshalb hat die LEV-Gymnasien sich erneut in einem Schreiben an das Ministerium für Bildung und Kultur gewandt.