Weg zum Präsenzunterricht bewertet LEV Gym grundsätzlich positiv, viele Fragen bleiben offen
Die Landeselternvertretung der Gymnasien (LEV Gym) vertritt die Eltern von 25.000 Gymnasiasten und Gymnasiastinnen im Saarland und ist die einzige durch das Schulmitbestimmungsgesetz legitimierte Interessenvertretung der Erziehungsberechtigten.
Die Bemühungen des Ministeriums für Kultur und Bildung nimmt die LEV Gym vor dem Hintergrund der Maßnahmen gegen das Cornavirus, eine pädagogische Grundversorgung in den Schulen aufrechtzuerhalten, positiv zur Kenntnis. Die aktuellen Schulöffnungen und die Rückkehr in den Präsenzunterricht sind grundsätzlich erste Schritte in die richtige Richtung. Dennoch muss diese Rückkehr von den Verantwortlichen vor dem Hintergrund des Infektionsgeschehens kontinuierlich überprüft und neu bewertet werden. Dabei darf natürlich die besondere Stellung von SuS aus vulnerablen Gruppen nicht außer Acht gelassen werden.
Die LEV Gym nimmt deutlich wahr, dass die vielerorts mit großem Engagement der Lehrkräfte initiierte Fernbeschulung nach der Entscheidung, keine Leistungsbewertung durchzuführen und alle Sus in die nächste Klassenstufe zu versetzen, unter einem deutlichen Motivations- und Teilnahmerückgang leidet.
Die jetzt vom Ministerium als großartige Lösung präsentierte Mischung aus Präsenz- und Online-Unterricht stellt für die LEV Gym nicht nur inhaltlich einen Offenbarungseid dar. Stellvertretender Vorsitzender Patric Cordier: „Es fehlt den Eltern der Gymnasiasten weiterhin die Perspektive, wann ihre Kinder, welchen Unterricht haben werden? Welche Inhalte sollen vermittelt, welche weggelassen werden? Wie müssen einheitliche Qualitätsstandards beim e-Learning aussehen? Wie werden Leistungen bewertet? Wie können Lernfortschritte erreicht werden? Aufgrund der derzeitigen Durchführung von sowohl Präsenz- als auch Fernunterricht, ergibt sich auch für die SuS, die von zuhause arbeiten, die Problematik sehr zerrissener Arbeitstage bis teilweise in den späten Nachmittag (Videokonferenzen, Skype, Chat).“
Das Ministerium und auch die Eltern gehen davon aus, dass der Mix aus Präsenz- und Fernunterricht noch länger bestehen bleiben wird. „Daher muss das MKB offen sein für konstruktive Vorschläge und bestehende ‚Best Practice Konzepte‘ beim e-Learning“, sagt die Vorsitzende Oltmanns. Manche Gymnasien verfügen bereits über gute Online-Plattformen. Die vorhandenen positiven Konzepte müssen in den Aufbau und die Weiterentwicklung der ‚Online Schule Saarland‘ konstruktiv einfließen können. Die Bestimmungen der Datenschutzgrundverordnung sollten dabei mit größtmöglicher Flexibilität ausgelegt werden. Für eine funktionierende Online-Beschulung müssen darüber hinaus Fragen aus den Bereichen Technik/Infrastruktur, Organisation und Lehrplaninhalte beantwortet werden.
Der einfache Lösungsvorschlag, nur Tabletts an Schüler zu verteilen, ist zu kurzfristig gedacht. Bei diesem Vorschlag ist nicht geklärt, wie alle Schüler mit solchen Geräten Zugang ins Internet bekommen, welche Software auf den Geräten installiert wird bis hin zu Lerninhalten und die Wartung.
Bei der Planung von Präsenzunterricht fehlen Lösungen im Bereich der Organisation des ÖPNV. Hier die Verantwortung seitens der Ministerin, den einzelnen Schulleitern diese aufzubürden, kann nicht der Weg sein.
Ungeklärt bleibt vor allem, wie der Unterrichtsentfall bis zu einer tatsächlich funktionierenden Online-Beschulung kompensiert werden kann, ohne die Unterrichtsqualität und fachlichen Inhalte zu reduzieren. Die bisher geplante Beschulung vor Ort geht nur von wenigen Stunden in der Woche aus und diese auch nur in den Hauptfächern. Die Gymnasien möchten weiterhin die Studierbefähigung durch eine breite Allgemeinbildung erhalten. „Uns erreichen mehr und mehr Stimmen aus der Elternschaft, die sich für eine Verlängerung der Schulzeit am Gymnasium zumindest für die Klassenstufen 5-10 aussprechen“, so die Vorsitzende Oltmanns.