Wahlkämpft ihr nur oder regiert ihr noch?

“Wahlkämpft ihr nur oder regiert ihr noch?” – diese Frage stellt der Vorstand der Landeselternvertretung Gymnasien im Saarland an die Regierungsparteien CDU und SPD.

“Nachdem die CDU nun für ein neunjähriges Gymnasium ist und die SPD für sich reklamiert, es schon immer gewollt zu haben”, sagt Katja Oltmanns, die Vorsitzende der LEV Gym, “da wäre es doch ein Leichtes noch vor der Landtagswahl und den sicher lähmenden Koalitionsverhandlungen die Zukunft der Schulform Gymnasium abzusichern.

Wir fordern die Landesregierung auf, die Umsetzung des neunjährigen Gymnasiums nicht auf die lange Bank zu schieben, sondern jetzt die Grundlage für einen Handlungsrahmen zu schaffen. Einen Schnellschuss in der Umsetzung darf es aber auch nicht geben, so wie bei der Einführung von G8. Damals war man ohne Vorbereitung direkt in die Schulzeitverkürzung am Gymnasium gesprungen. „Diesen Fehler sollte man möglichst vermeiden“, so Oltmanns.

“Der kriegerische Überfall Russlands auf die Ukraine hat uns doch eines vor Augen geführt”, sagt Patric Cordier, der stellv. Vorsitzende, “die reflexartige Antwort ‘Informatik’ oder ‚digitale Bildung‘ auf die Frage, was man für die allgemeine Hochschulreife der Zukunft braucht, ist zwar nicht falsch, aber deutlich zu kurz gesprungen.

Wir benötigen mehr Geschichte, Politik und Geografie. Die Bedeutung des Wissens um soziokulturelle Zusammenhänge, geschichtliche Entwicklungen und deren Auswirkungen auf die aktuelle Politik wird in der inhaltlichen Diskussion oft stiefmütterlich behandelt.” Die LEV Gym steht weiterhin für eine Verdopplung des Sportunterrichts – nicht nur an Gymnasien. “Dies ist als Folge der Bewegungsarmut in der Pandemiezeit diskussionslos”, sagt Cordier.

“Das Corona-Aufholprogramm der ehemaligen Bundesregierung ist am Gymnasium krachend gescheitert”, sagt Cordier. Stattdessen wünschen sich die Erziehungsberechtigten für die neue, neunjährige Ausrichtung der Schulform ein zweistündiges “Förder- und Entwicklungskontingent” für alle Klassenstufen. “In diesem zusätzlichen zwei Stundenkontingent könnte die individuelle Förderung eine große Rolle spielen. Defizite könnten längerfristig und nachhaltig aufgearbeitet werden; auf der anderen Seite end-lich auch stärkere Schülerinnen und Schüler mit besonderen Talenten besonders geför-dert werden. Auch bieten sich endlich wieder Zeitkontingente für gemeinsame, fächerübergreifende Projekte und Arbeitsgemeinschaften,” so Oltmanns.

Die genaue Ausgestaltung der neuen Lehrpläne und der Stundentafeln müsse laut LEV Gym in enger Abstimmung mit dem Philologen Verband und der VOS erfolgen, denn da sehe man die notwendige Expertise. “Hier gilt aber Gründlichkeit vor Schnelligkeit”, betont Oltmanns und begründet so die Einführung des neunjährigen Gymnasiums mit verschiedenen Übergangsmöglichkeiten aus dem aktuellen “G8-Murks”.