Dezember 2016 Thema Leistungsbewertung-2

Landeselternvertretung der Gymnasien äußert sich erneut zum neuen Erlass zur Leistungsbewertung

„Lehrer bewerten im Saarland täglich die Leistungen unserer Kinder und müssen dabei einen Spagat schaffen“ sagen Nicola-Anna Rödder und Stefan Münkner von der Landeselternvertretung Gymnasien. Einerseits sollen Schüler gefördert und motiviert werden und man erwartet von der Lehrkraft, dass sie individuelle Entwicklungen im Auge behalten. Andererseits müssen Mindestanforderungen überprüft werden, die für Versetzungen und Abschlüsse wesentlich sind.

Der neue Erlass zur Leistungsbewertung enthalte gute Ansätze zur individuellen Förderung und Motivation, meinen die Elternvertreter, wovon insbesondere die Atmosphäre an den Gymnasien profitieren könne. Auch die von der CDU-Landtagsfraktion kritisierte Dokumentationspflicht halten die Eltern in Grenzen für sinnvoll. Bereits jetzt sei es verbreitet, Noten unter schriftlichen Arbeiten mehr oder weniger ausführlich zu begründen. Transparenz schaffe Vertrauen und sei die Basis einer gelingenden Zusammenarbeit von Elternhaus und Schule. Deswegen sehen die Eltern auch den Wegfall des Notenspiegels eher kritisch.

Unverständlich bleibt für Rödder und Münkner die Forderung der CDU-Landtagsfraktion, die Rechtschreibung bei der Notengebung generell einzubeziehen. Die Eltern sehen nicht, dass der neue Erlass dieses bewährte Vorgehen gefährdet. Der Vorschlag der CDU, „digitale Kompetenzen“ bei der Notengebung zu berücksichtigen, sollte nach Meinung der LEV Gym zu dem Zeitpunkt diskutiert werden, wenn das Thema in den Lehrplänen verankert ist.

Auch die Sorge der CDU-Landtagsfraktion vor einer „Abwertung“ der Mitarbeitsleistung teilt die LEV Gymnasien nicht pauschal. Die LEV habe beim Ministerium zwar eine Aufwertung der Mitarbeit im neuen Erlass beantragt. Sie möchte aber den Einfluss dieser oft umstrittenen Note auf die Zeugnisnote deutlicher begrenzt sehen, als dies zurzeit der Fall ist.

Die Landeselternvertretung Gymnasien kritisiert, dass der Erlass zur Leistungsbewertung Lehrer mit etlichen Problemen alleine lässt und einige erst provoziert. So sollen nach dem neuen Erlass mehr individuelle Leistungsnachweise wie Referate, Protokolle und Ausarbeitungen erbracht werden. Diese Prüfungsformen sind zeitlich wesentlich aufwändiger als die gewohnten Klassenarbeiten. Deswegen sind sie mit dem dichten Lehrplan an Gymnasien kaum zu vereinbaren, besonders wenn die komplette Ausarbeitung innerhalb der Schulzeit stattfinden soll. Eine Auslagerung größerer Anteile dieser Arbeiten in die Elternhäuser könne nicht im Sinne des neuen Erlasses sein, so Münkner und Rödder, denn sie wird die ohnehin schon große Bedeutung des sozialen Hintergrundes für den Schulerfolg eher verstärken. Die LEV Gym möchte erreichen, dass die Gymnasien individuelle Prüfungsformen auf rein freiwilliger Basis einsetzen darf.

Als fast unlösbare Aufgabe für Lehrkräfte erscheint den Elternvertretern auch die Benotung von Persönlichkeitseigenschaften wie personalen, sozialen und emotionalen Kompetenzen. „Was kaum lehrbar oder messbar ist, gehört nicht in die Notengebung“, betonen Rödder und Münkner.

Die intensive Auseinandersetzung der LEV Gymnasien mit dem Thema Leistungsmessung findet sich auf der Homepage www.lev-gymnasien.de.

(erschienen im Rahmen eines Artikels in der Saarbrücker Zeitung vom 9. Dezember 2016)