Tablet erst ab der Mittelstufe
Trotz vielfacher Kritik der Landeselternvertretungen zu noch vielen ungelösten Fragen, wie z. B. dem Versicherungsschutz der Tablets, der Datensicherung oder einem generellen Mediennutzungskonzepts im und außerhalb des Unterrichts, hat das Bildungsministerium den Weg der digitalen Medienausleihe unbeirrbar fortgesetzt. Im nächsten Schritt sind sogar gesetzliche Verankerungen geplant, um die Nutzung der Tablets verbindlich zu gestalten und künstliche Intelligenz sowie adaptive Lernsysteme breiter zum Einsatz zu bringen. Die LEV-Gymnasien fragt, ob dieser Aktionismus nur dazu dient, den Lehrermangel zu kaschieren?
Das Thema Digitalisierung und digitale Endgeräte ist fortwährende Diskussion in allen Elternabenden, Schulkonferenzen und bei allen Sitzungen der Landeselternvertretungen. Bisher können die Vorteile der neuen Unterrichtsmedien und der technischen Ausstattung nur an wenigen Gymnasien im Saarland überzeugen. Kritik und Bedenken der LEV-Gymnasien werden von den Entscheidungsträgern kaum wahrgenommen. Es scheint, als wenn das Bildungsministerium versucht, den vermeidlichen Erfolg der Digitalisierung auf Kosten von Unterrichtsqualität übers Knie zu brechen.
Da die Vorteile der digitalen Medienausleihe bisher nicht in der Breite überzeugen, fordert die LEV-Gymnasien, den Einsatz der Tablets frühestens ab der Mittelstufe zuzulassen. Kürzlich erschienene Studien (Karolinska und IFS) zeigen, dass gerade die frühe Nutzung von digitalen Medien sich weder positiv auf die Lesekompetenz noch auf die Sprachentwicklung auswirken. Prof. Zierer legt dar, dass gedruckte Schulbücher didaktisch einfach wertvoller seien als digitale Varianten. ‚Auch wenn digitale Medien mehr Möglichkeiten eröffnen: Beim Lernen spricht vieles für das Analoge.‘ Die häufige Nutzung von Handys, Tablets oder Computern reduziere den Wortschatz der Kinder und hemme die Fähigkeit zur Textproduktion.
Die ‚klassische Schulbuchausleihe‘ mit Büchern sollte daher mindestens bis zum Ende der Unterstufe die Regel bleiben. Auch muss sich die allgemeine Medienerziehung im Zusammenhang mit der Nutzung der digitalen Geräte die Balance halten: Nur wenn ein ausgewogenes Verhältnis besteht und Lernende beispielsweise die Möglichkeiten des digitalen Lernens ebenso erfahren wie die des analogen, können sie nachhaltig Medienkompetenz entwickeln.
„Wie schon in der repräsentativen Elternumfrage der LEV-Gymnasien aus 2019 belegt, wünscht sich eine hohe Anzahl der Eltern eine pädagogisch durchdachte Nutzung digitaler Medien im Unterricht sowie die dafür nötige Technik und Ressourcen. Diese sind bisher in der breiten Praxis im Saarland kaum vorhanden“, so die Vorsitzenden Katja Oltmanns. „In unseren Sitzungen bekommen wir regelmäßig gespiegelt, dass es nur eine Handvoll Gymnasien sind, an denen die Nutzung der digitalen Endgeräte von Eltern durchweg positiv bewertet wird“.
Mit dem Einsatz digitaler Geräte wird nicht alles automatisch gut und die Bildungsqualität besser, nur weil dank Digitalpakt das Saarland über die finanziellen Mittel verfügt. Bevor nicht die grundlegenden Probleme behoben sind, kann die LEV-Gymnasien dem bisher eingeschlagenen Weg der digitalen Medienausleihe nicht zustimmen.