Neunjähriges Gymnasium – Chance verpasst
Die Gesetzesänderung zum neuen neunjährigen Gymnasium im Saarland wirft ihre Schatten voraus. Die Anhörung und Lesung im Landtag stehen vor der Tür.
„Leider beschleicht uns der Eindruck, dass alle Entscheidungen bereits getroffen worden sind“, so Katja Oltmanns, Vorsitzende der Landeselternvertretung Gymnasien. „Wir werden uns langfristig wohl mit einem Gymnasium ‚light‘ im Saarland begnügen müssen.“
Schon während des so genannten “Beteiligungsforums” entstand der Eindruck, dass die LEV-Gymnasien mit ihren sachgerechten Vorschlägen zu Stundentafel und Fächerorganisation kein Gehör finden sollten. Nun liegt seit Ende November 2022 der erste ausgearbeitet Gesetzentwurf vor. Die Landeselternvertretung ist in einer Stellungnahme ihrem, laut Schulmitbestimmungsge-setz festgelegtem Anhörungsrecht, nachgekommen.
Hauptkritikpunkte der Elternvertretungen sind:
• Anzahl der Wochenstunden bis zum Abitur (Saarland 279, Bayern 292, NRW 290)
• Abschaffung Sitzenbleiben in der Orientierungsphase Klasse 5-6, Verstetigung in der Mit-telstufe (es fand keine Evaluation dieses ‚Schulversuchs statt, die Mehrheit der befragten Eltern sprechen sich gegen eine Verstetigung nach Klassenstufe 6 an den Gymnasien aus)
• Übergangsregelung ans Gymnasium von der Grundschule (Verweis auf die Elternumfrage 2019)
• Zu wenig Sportunterricht, sowie Wochenstunden und Fächeraufteilung (z.B. Erdkunde, Ethik, Musik, Kunst in Klassenstufe 10 nur einstündig)
• Anpassungen Leistungsbewertungserlass/Lehrpläne (befürchtete Reduzierung von fach-lichen Inhalten zugunsten von Kompetenzorientierung; die Studierbefähigung als Bil-dungsziel des Abiturs wird weiter ausgehöhlt)
Anstatt die Chance zu nutzen, die unterschiedlichen Profile der weiterführenden Schulen Ge-meinschaftsschule und Gymnasien herauszuarbeiten, hat man sich lediglich darauf beschränkt, dass keine Schulform ‚begünstigt‘ wird. Die Landesregierung scheint sich schon auf ein Sparmo-dell beim saarländischen Gymnasium geeinigt zu haben.
Daher pocht die LEV-Gymnasien darauf, verpflichtende Intensivierungsstunden an den Gymnasi-en zu etablieren. Diese Intensivierungsstunden bieten nicht nur Möglichkeiten zur Talentförde-rung oder Durchführung von Unterstützungsmaßnahmen, sondern ermöglichen langfristig der gesamten Schülerschaft zusätzliche Bildungs- und Entwicklungsoptionen sowie eine Aufwertung des sozialen Schullebens. Es können fachliche Themenschwerpunkte, aber auch Projekte, Ar-beitsgemeinschaften, Berufs- oder Studienorientierungsstunden angeboten werden.
„Die Bildungsministerin täte gut daran, das erste große Projekt der Landesregierung nicht zum Schlusslicht im Bundesvergleich der gymnasialen Bildung werden zu lassen,“ insistiert Oltmanns. „Das war nie der Wunsch der Eltern, die sich seit fast 10 Jahren für eine Verlängerung der Schul-zeit bis zum Abitur und einer Qualitätsoffensive für diese Schulform eingesetzt haben.“
Vorstand LEV Gymnasien
Katja Oltmanns und Patric Cordier