Aufholprogramm gelingt nur mit Flexibilisierung

“Mutlos. Kraftlos. Und darum letztendlich erfolglos.” Das hatte Katja Oltmanns, die Vorsitzende der Landeselternvertretung der Gymnasien, vor den Sommerferien über das sogenannte “Aufholprogramm” an deutschen Schulen gesagt. “Damals musste man um die Groß-Koalitionäre in Berlin und Saarbrücken richtig Angst haben”, sagt Patric Cordier, der stellv. Vorsitzende, rückblickend: “Dass es bei dem gegenseitigen Schulterklopfen keine massenhaften Eckgelenkssprengungen gab, grenzt an ein Wunder. Mittlerwei-le hat zumindest eine Partei eingeräumt, dass die LEV Gym mit ihrer Einschätzung richtig lag.”

Denn die Rückmeldungen der LEV-Delegierten zeigen eindeutig: Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit bleiben bei dem Programm völlig auf der Strecke. “Wir hatten prognostiziert, dass es an etlichen Standorten hervorragend funktionieren wird. Dort wo engagierte Menschen in Schulleitungen, Kollegien, Eltern- und Schülervertretungen gut zusammenarbeiten, funktionieren die individuell zugeschnittenen Lösungen”, sagt Oltmanns und nennt das Gymnasium am Stefansberg in Merzig als Beispiel: “Einige Gymnasien haben nach den letzten Zeugnissen oder durch eigene Lernstandserhebun-gen festgestellt, welche Schülerinnen und Schüler inhaltliche Lücken aufweisen. Diese erhalten jetzt gezielt Nachhilfe. Teilweise mit hoher Akzeptanz und guter Auslastung an einigen Schulen. An anderen Schulen melden Eltern ihre Kinder sehr verhalten an. Vielerorts funktioniert aber auch noch gar nichts.”

Die Gründe sind vielfältig. Eltern fragen die Unterstützung nicht nach, weil sie eine weitere Überforderung ihrer Kinder fürchten. Denn oftmals werden die Aufholangebote in den Nachmittag oder ins Wochenende gelegt. Gerade in ländlichen Gebieten ist es schwer, die erforderlichen Kooperationspartner zu finden. Von der Qualität deren Per-sonals hängt ebenfalls viel ab. “Ein großes Problem ist auch, dass oft nur in den soge-nannten Hauptfächern nachgeholt wird”, sagt Cordier, “dabei bleiben gesellschaftswis-senschaftliche, Kunst oder musische Fächer auf der Strecke. Doch wie sollen die Jugend-lichen ohne entsprechende Grundlagen dann später diese als Leistungskurse belegen?”

Dass manche Schulen Teile des zur Verfügung gestellten Budgets für Gemeinschaftsver-anstaltungen, Lehrfahrten und zur Förderung der Sozialkompetenzen einsetzen, ist wichtig und richtig. “Die Schule als Lebensraum ist der Pandemie viel zu kurz gekom-men”, sagt Oltmanns und warnt: “Statt horizontale Lösungen zu suchen, wird vertikal mehr Druck aufgebaut. Samstagsunterricht, Nachhilfe in den späten Nachmittagsstun-den sind keine Lernbrücken, nicht einmal Lernkrücken. Wir müssen das Aufholprogramm längerfristig denken und planen, wenn es nachhaltig sein soll.”

Die LEV Gym sieht weiter in einer flexiblen Verlängerung der Gesamtlernzeit und dem raschen Umstieg auf ein modernes, neunjähriges Gymnasium die besten Chancen für ein gerechtes Bildungssystem und die Zukunft unserer Kinder.

Vorstand LEV Gymnasien