Neuer Leitfaden – kommt eine Wahlmöglichkeit zum Hybrid- oder Wechselmodell an den Schulen im Saarland?
Das saarländische Ministerium für Kultur und Bildung wird einen neuen Leitfaden aufgrund der MPK Beschlüsse erlassen. Die Elternvertretungen wurden darüber am Freitag in einer Telefonkonferenz durch den Staatssekretär Benedyczuk in Kenntnis gesetzt.
“Eigentlich sind die Vorentscheidungen bereits gefallen. Die Vorgehensweise zeigt darum einmal mehr, dass das Ministerium Meinungen, Ängste, Ideen oder Anregungen der im Schulmitbestimmungsgesetz ausdrücklich genannten Gruppen “Eltern” und “Schüler” schlichtweg erst an letzter Stelle mit einbezieht”, sagt Patric Cordier, der stellvertretende Vorsitzende der LEV Gym,” sonst hätte man die Eltern schon viel früher in den Entscheidungsprozess eingebunden. Leider setzt die Ministerin die ‚Arbeitsweise‘ ihres Vorgängers fort. Hoffentlich nimmt Frau Streichert-Clivot sich endlich ein Beispiel an ihrer Kollegin im Wirtschaftsministerium. Anke Rehlinger bemüht sich zumindest um pragmatische Lösungen unter Einbeziehung der Betroffenen.”
Die Inhalte des neuen Leitfadens nimmt die LEV Gym mit gemischten Gefühlen zur Kenntnis. Der grundsätzliche Standpunkt, dass keine noch so gute Online-Beschulung den Wert des Präsenzunterrichts auch nur im Ansatz erreicht, bleibt davon unangetas-tet. Vor dem Hintergrund steigender Infektionszahlen waren die Stimmen nach hybriden Maßnahmen zuletzt lauter geworden. Doch gerade für jüngere Schüler hatte das Hybrid-Modell, auch im Zusammenhang mit der OSS im vorherigen Lockdown, sich nicht bewährt. Digitalisierung beinhaltet eben nicht nur die Möglichkeit, digital Arbeits-blätter für Schüler abzulegen.
Der neue Leitfaden setzt jetzt auf ein Wechsel bzw. Hybridmodell ab einem Inzidenz-wert über 200 Fällen pro 100.000 Einwohner. Dann sollen die Schulen selbst mit den Trägern, den Schulaufsichten, den Gesundheitsämtern und der Schulkonferenz ent-scheiden können, ob sie für ihre Schule ein Wechsel- oder Hybridmodell anbieten wol-len. Ob sich das neue Konstrukt letztlich doch nur als eine Pseudo-Wahlmöglichkeit für die Schulen entpuppt, werden die nächsten Wochen zeigen.
“Wir hätten es durchaus begrüßt, den jeweiligen Schulgemeinschaften bereits bei deut-lich niedrigeren Fallzahlen einen Übergang in Hybridformate zu ermöglichen. Darum hätten wir individuell angepasste Lösungen für die Schulstandorte mit einer stärkeren Einbindung der Schulkonferenz bevorzugt”, so Cordier, “grundsätzlich bleibt weiter zu befürchten, dass nun, wie schon beim Lockdown im Frühjahr, zahlreiche Schülerinnen und Schüler den Anschluss verlieren werden, nicht nur weil sie keinen Internetan-schluss haben.” Weniger Präsenzunterricht bedeutet eben auch eine Reduzierung von Lehre und fachlichen Inhalten. Bildung ist für die LEV Gym mehr als “Regelbetrieb” oder “Betreuung”.
“Die Maskenpflicht ab Klassenstufe 5 und im Sportunterricht mögen manche als ‚billige Alternative‘ abwerten. Auch die Einschränkungen im Religions-/Ethikunterricht gehen einigen zu weit, anderen nicht weit genug”, so Oltmanns, “allerdings sind es bisher die Lösungsansätze, die am einfachsten umsetzbar sind. Suboptimal sind auch die Lüftungskonzepte und kalte Klassenzimmer. Sicherlich wäre es wünschenswert, wenn alle Schulen, die zu kleine Klassenzimmer oder nicht zu öffnende Fenster haben, sofort Luftfilteranlagen bekämen. Hier sind die Schulträger und das Ministerium gefordert, endlich aktiv zu werden.”
Die Probleme an den Schulen in der Pandemie bleiben vielfältig und es gibt weder schnelle noch für alle gleichermaßen zufriedenstellende Lösungen. Dazu sind die Versäumnisse aus der Vergangenheit einfach zu groß. “Warum die Ministerin in der Alten Post verschiedene Gruppen der Schulgemeinschaft mal wieder erst spät in Entschei-dungsprozesse einbindet, muss sie selbst beantworten”, sagt Oltmanns, “Eltern sowie Schülerinnen und Schüler sind nicht das Problem, sie können mit ihrer Expertise und Kenntnis der Verhältnisse vor Ort ein Teil der Lösung sein.“