Pressemitteilung zu Abiturprüfungen 2020

Die Landeselternvertretung der Gymnasien (LEV Gym) vertritt die Eltern von 25.000 Gymnasiasten im Saarland. “Darum ist es uns wichtig, die Sorgen, Meinungen und Be-dürfnisse der Eltern aber auch der Schülerinnen und Schüler aufzunehmen und in die-ser für alle schwierigen Zeit zu vertreten und abzufedern”, erklärt Katja Oltmanns, die Vorsitzende der LEV Gym, “allerdings erreichen uns durchaus unterschiedliche Rück-meldungen. In einem stimmen wir aber mit dem Ministerium für Kultur und Bildung überein: Aus der aktuellen Situation darf kein Nachteil für die Schülerinnen und Schü-ler im Allgemeinen und die für die diesjährigen AbiturientInnen im Besonderen entste-hen.”

Vor diesem Hintergrund hat der Vorstand der LEV Gym im Saarland keinerlei Ver-ständnis für den aktuellen Maßnahmenwirrwarr. Während in Hessen und Rheinland Pfalz die schriftlichen Prüfungen angelaufen sind und Schleswig-Holstein mit einem Ent-fall der Prüfungen vorgeprescht ist, sind sie hierzulande verschoben. “Deshalb ist eine Abstimmung innerhalb der Kultusministerkonferenz sehr zu begrüßen”, sagt Patric Cordier, der stellvertretende Vorsitzende. Das Abitur ist und bleibt ein wichtiger Bil-dungsabschluss, der nicht leichtfertig verschenkt werden sollte.

Aus der Vielzahl der aktuellen Nachrichten haben sich für die LEV Gym drei diskussionswürdige Modelle herauskristallisiert:

1. Es bleibt derzeit bei der vorerst getroffenen Regelung, das Abitur zu späteren Terminen Ende Mai oder Anfang Juni durchzuführen. Diese Entscheidung ist in Abstimmung mit der Entwicklung der Pandemie, der Krankheitsfälle im Saarland und der anderen Bundesländer zu treffen. Die Prüfungen müssen räumlich so durchgeführt werden, dass eine Ansteckungsgefahr minimiert wird. Die Schüle-rinnen und Schüler können die Zeit bis zu den Terminen nutzen, sich intensiv auf die Abiturprüfungen vorzubereiten. Damit wird denjenigen, die auf eine Verbesserung des Abiturdurchschnitts setzen, diese Chance nicht voreilig ge-nommen. Alle Voraussetzungen zur Abnahme und Durchführung der Prüfungen sind vorbereitet. Wichtig ist, dass die KMK dazu einen gemeinsamen Beschluss fasst.
2. Sollte sich die Gesamtsituation weiterhin verschlechtern, müsse man ein Abitur in diesem Jahr ohne Prüfung als ‚Ultima Ratio‘ in Erwägung ziehen: “Ohnehin werden zwei Drittel der Abiturnote über die Vornoten ermittelt. Es wäre also durchaus nachvollziehbar und valide, die Endnote ohne flächendeckende Ab-schlussprüfung zu ermitteln”, so Oltmanns, “in Härtefällen, in denen es um Bestehen oder Nichtbestehen geht, kann man auf Antrag dennoch Prüfungen ab-halten. Dies wäre wohl auch vor dem Hintergrund der Pandemie-Maßnahmen organisatorisch leistbar.” Universitäten müssen ihre Numerus Clausus-Regeln ggf. lockern, Ausbilder Rücksicht auf die Situation nehmen. “Dann muss ein ge-sellschaftlicher Konsens her, dass auch ein abgespecktes Abitur 2020 kein Abitur zweiter Klasse ist”, sagt Oltmanns.

3. Alle wiederholen das laufende Schuljahr. “Auch das ist ein genannter Vorschlag aus Reihen der Eltern”, sagt Cordier, “besonders bei den jüngeren Jahrgängen und im Übergangsbereich von Grundschulen zu den weiterführenden Schulen, befürchten viele Erziehungsberechtigte, dass durch die aktuellen Schulschlie-ßungen Lücken entstehen, die nicht oder nur sehr schwer wieder zu schließen sind. Durch eine Wiederholung bietet sich die Möglichkeit, diese Lücken zu schließen und gezielt auf eine komplette Abiturprüfung 2021 hinzuarbeiten.” Es gibt gerade aus dem Grundschulbereich Stimmen, die vor dem Hintergrund der aktuellen Krise eine Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium fordern.

Dass alle Möglichkeiten weitreichende Folgen haben, ist der LEV Gym durchaus bewusst.
Dennoch muss man nun schnell und intensiv darüber diskutieren. “Die Zeit ist nicht unser Verbündeter”, sagt Oltmanns, “Eltern und Schüler brauchen auch in dieser Zeit größtmögliche Planungssicherheit. Mit jedem Tag der verstreicht, wird eine Rückkehr zur Normalität schwieriger. Darum darf es jetzt keine Denkverbote geben. Allerdings müssen alle Überlegungen rasch zu einem Ergebnis führen.”

Gez. Vorstand LEV Gymnasien

Katja Oltmanns und Patric Cordier